Widerspruch gegen unberechtigte Forderung eines Inkassounternehmens

Gerade in letzter Zeit kommt es vermehrt zu Forderungen von Inkassounternehmen, immer häufiger nicht einmal mehr postalisch, sondern schlicht per E-Mail. Viele Verbraucher, die sich erst einmal keiner Schuld bewusst sind, reagieren verständlicherweise überrascht auf derartige Forderungen. Neben Klassikern wie Zeitungsabonnements haben diese Mahnungen in letzter Zeit erstaunlich oft auch angebliche Forderungen von Dating- oder Erotikseiten zum Gegenstand.
Auch wenn viele Verbraucher mit Betrügereien bereits Erfahrungen gemacht haben, sollte eine solche Forderung nicht einfach ignoriert und sofort als Fake abgetan, sondern zuerst gründlich geprüft werden. Eine echte Mahnung zu ignorieren kann – selbst wenn sie erst einmal unseriös oder unrechtmäßig erscheint – schnell teuer werden. Entscheidend ist es, rechtzeitig zu handeln und im Falle einer unrechtmäßigen Forderung Widerspruch gegen diese einzulegen.

  • Überprüfen Sie bei einer Inkassomahnung, ob der Anbieter als Inkassodienstleister gem. § 10 RDG zugelassen ist und bei E-Mails auch, ob die Domain des Absenders mit der offiziellen Domain des Inkassodienstleisters übereinstimmt. Ob ein Inkassounternehmen zugelassen ist, lässt sich über das online verfügbare Rechtsdienstleistungsregister auf der Seite des Bundesamts für Justiz überprüfen.
  • Des Weiteren sollten Sie natürlich überprüfen, ob die Forderung rechtmäßig ist. Haben Sie mit dem Unternehmen, für welches der Inkassodienstleister Forderungen geltend macht, einen Vertrag geschlossen oder haben Sie bisher immer alle Rechnungen pünktlich gezahlt und können mit dem Namen des Unternehmens gar nichts anfangen?

Sollten Sie zu dem Ergebnis kommen, dass die Forderung vermutlich nicht berechtigt ist, so sollten Sie dieser frühzeitig widersprechen. Hierfür ist auf dieser Seite ein Muster zu finden.
Wenn Sie hingegen feststellen sollten, dass die Forderung vermutlich berechtigt ist, Sie sich aber unsicher sind, ob die Höhe der Forderung, insbesondere etwaiger Nebenforderungen, angemessen ist, oder falls Sie nicht beurteilen können, ob die Forderung rechtens ist, wäre es ratsam, sich ggf. rechtlichen Beistand zu suchen, um die Forderung noch einmal gemeinsam mit einem Experten prüfen zu können. Als Rechtsberatungsstelle ansprechbar ist hierfür bspw. der Verbraucherzentrale e. V. Ihres Bundeslandes. Auch ein Rechtsanwalt kann selbstverständlich entsprechenden Rat erteilen.

Muster: Widerspruch gegen unberechtigte Inkassomahnung

Bernd Beispiel
Beispielstraße 1
12345 Beispieldorf

Einschreiben / Einwurf
Mustermann Inkasso GmbH
z. Hd. Max Mustermann
Musterstraße 1a
12345 Musterstadt

Beispieldorf, 22.02.2023

Forderung der Exempel AG
Ihr Zeichen 200135/23

Sehr geehrter Herr Mustermann,

in der vorbezeichneten Angelegenheit nehme ich Bezug auf Ihr Schreiben vom 21.02.2023, in welchem Sie von mir eine Zahlung in Höhe von EUR 635,45 aufgrund eines kostenpflichtigen Vertrags mit der Exempel AG verlangen.
Hiermit bestreite ich die Rechtmäßigkeit der geltend gemachten Hauptforderung als auch der Nebenforderungen sowohl in ihrem Grund als auch in ihrer Höhe. Ich bin davon überzeugt, einen solchen Vertrag nie abgeschlossen zu haben, vielmehr ist mir das Unternehmen völlig unbekannt.
Sollten Sie an Ihrer Position festhalten wollen, fordere ich Sie dazu auf, mir den vermeintlichen Vertragsschluss in verständlicher und als Beweis verwertbarer Form zu belegen.
Bereits jetzt erkläre ich hilfsweise die Anfechtung eines etwaigen Vertrages wegen arglistiger Täuschung, höchst hilfsweise wegen Irrtums, allerhöchst hilfsweise die Kündigung des Vertragsverhältnisses zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Vorsorglich warne ich Sie vor einer widerrechtlichen Weitergabe meiner Daten an die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (SCHUFA Holding AG) oder vergleichbare Datenbanken und Auskunfteien. Ich fordere Sie zudem dazu auf, die bei Ihnen zu meiner Person gespeicherten Daten gem. Art. 17 ff. DSGVO unverzüglich zu löschen – sollte eine Löschung bestimmter Daten aus wichtigem Grund nicht möglich sein, sind diese hilfsweise zu sperren. Die Beauftragung eines Rechtsanwalts mit der Geltendmachung etwaiger Schadensersatzansprüche meinerseits behalte ich mir ausdrücklich vor.
Bitte bestätigen Sie mir den Zugang dieses Schreibens bis zum 08.03.2023. Sollte diese Frist ohne Nachricht von Ihnen verstreichen, so gehe ich davon aus, dass die Sache damit erledigt ist.

Mit freundlichen Grüßen

B. Beispiel

Bernd Beispiel


Hinweise zum Muster:

  • Um das Muster verwenden zu können, ist es selbstredend nötig, alle relevanten Daten anzupassen. Ist auf dem Schreiben kein Akten- bzw. Geschäftszeichen vorhanden, auf das Bezug genommen werden kann, sollte im Betreff auf das Datum des Schreibens hingewiesen werden.
  • Der Vermerk, „vielmehr ist mir das Unternehmen nicht bekannt“, sollte natürlich nur enthalten sein, sofern dies auch zutrifft. Anderenfalls kann er einfach entfernt werden.
  • Als angemessene Frist, die der Gegenseite zum Antworten eingeräumt werden sollte, sind 14 Tage ab dem aktuellen Datum anzusehen.
  • Der Widerspruch sollte möglichst schriftlich (als Einwurf-Einschreiben) erfolgen. Die elektronische Form ist theoretisch ebenso zulässig und beispielsweise angebracht, wenn die ursprüngliche Mahnung auch elektronisch zugestellt wurde, jedoch sollte hier darauf geachtet werden, dass der Zugang des Schreibens auf dem E-Mail-Server der Gegenseite nachweisbar ist, indem Sie ein Protokoll über den Zugang der Nachricht anfordern; dies lässt sich bei den meisten Mailprovidern relativ simpel aktivieren.

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